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Beloosero ist ein weites Land um den Weißen See und ein Gebiet, wo viele russische Heilige ihre irdischen Großtaten vollbrachten.

Im Sommer 1397 kamen zwei Mönche aus dem Moskauer Simonow Kloster hierher. Sie hatten einen sehr langen Weg durch Dickicht, Sümpfe und Flüsse zurückgelegt. Die Mönche hießen Kirill und Ferapont. Das Endziel der Wanderung war Kirill schon bekannt gewesen. Dieser Ort war ihm einmal in der Nachtzeit erschienen, als er die heilige Gottesmutter anbetete. Beim Lesen des Akathistos hörte er eine Stimme: „Verlasse dein Heim und begib dich an den Weißen See, dort liegt ein Ort, der dich erlösen kann". Ein helles Licht kam dabei durch das Fenster in seine Klosterzelle. Mit einem Ruck kam Kirill zum Fenster und sah, dass dieses Wunderlicht vom Norden schien, wo Beloosero liegt.

Kurz nach dieser Wundernacht kehrte der Mönch Ferapont ins Simonow Kloster zurück. Er hatte auf Anweisung des Archimandriten den Norden Russlands bereist. Kirill ließ ihn über diese Gegend sehr ausführlich erzählen und fragte, ob sie für eine Ansiedlung passen würde. Ferapont bestätigte es eifrig und erklärte sich bereit, Kirill auf diesem Weg zu begleiten.

Und die beiden Mönche begaben sich zu den weit gelegenen Orten, wo sie später viele große Großtaten vollbrachten.

Nach einer Sage bestiegen Kirill und Ferapont den Berg Maura, wo Kirill die Lage für sein künftiges Kloster erkannte.

Für ihre Ansiedlung wählten die Mönche einen hohen Hügel am Ufer des Siwerski Sees. Am Hang dieses Hügels gruben sie eine Erdhütte aus, in der sie ein Jahr lang wohnten. 1398 verließ Ferapont ihr gemeinsames Heim und ging weiter nach Norden, wo er sein eigenes Kloster gründete, dem später sein Name verliehen wurde.

Als Kirill Moskau verließ, war er schon 60 Jahre alt.

Bereits zu seinen Lebenszeiten begann Kirill das Grund- und Bodenbesitztum zu bilden. Bis heute sind 25 Grund- und Bodenkaufurkunden erhalten geblieben, wo ein Kauf oder eine Schenkung im Namen oder auf den Namen des ersten Abtes verwirklicht waren.

Kirills Weggang nach Norden konnte ihn von weltlichen Sorgen nicht befreien. In seinen Botschaften schrieb er über die Fürstenmacht und Verantwortung, die jeder Machthaber tragen soll.

Das geistige Ansehen des heiligen Kirills und des von ihm gegründeten Klosters erstreckten sich weit über Beloosero hinaus.

Nach dem Verscheiden des heiligen Kirills im Jahre 1427 wurde sein Kloster zur Erkenntnisstelle und zum Mittelpunkt des Begreifens vom Mönchsleben bzw. der Mönchsweihe für viele Gründer nördlicher Klöster: Nil Sorski, Kornili Komelski, Alexander Oschewemski, Ignati Lomski.

Der große Beitrag des Kirillo-Beloserski Klosters zur Entwicklung der russischen Kultur ist noch nicht in voller Maße anerkannt. Viele Mönche mussten als Klosterpflicht Bücher umschreiben, damit beschäftigte sich auch Kirill selbst. Die von ihm aus Moskau gebrachten Bücher wurden zum Auftakt der Gründung einer der größten altrussischen Bibliotheken.

Sehr berühmt wurde auch die Ikonensammlung des Klosters. Die Sammlungen der berühmtesten Museen des Landes verfügen heute über eine Reihe von Ikonen, die aus dem Kirillo-Beloserski Kloster stammen. Bis heute sind vier Ikonostasen aus den XV.—XVII. Jahrhunderten in den Klosterräumen erhalten geblieben.

Das Gut des Klosters wuchs von Jahr zu Jahr und verbreitete sich schon in 16 Kreisen. Ende des XIV. Jahrhunderts gehörte dem Kloster der größte Teil vom Landgebiet Beloosero, und gegen Mitte des XVII. Jahrhunderts wurde es zu einem der größten Grund- und Bodenbesitzer Russlands. Die wirtschaftliche Stabilität wurde auch durch das Wohlwollen der russischen Zaren, hochrangiger Bojaren und Fürsten gesichert. Unzählige Spenden und Gaben brachte der Zar Iwan der Schreckliche bei jedem Besuch ins Kloster mit. Sehr großzügig waren auch Spenden von Fürsten und Bojaren Starizki, Scheremetjew, Teljatewski, Worotynski, Odojewski usw.

Die Wohlhabenheit des Klosters nahm sichtliche Formen im Bau und Gestaltung der Kathedralen, Klausen, Diensthäuser und Festungsmauern an. Ein besonders großes Ausmaß erreichte der Bau des XVI. Jahrhunderts, während dessen 5 Tempel von insgesamt 11 zu verschiedenen Zeiten gebauten Kirchen errichtet wurden. Im Jahre 1528 machte der Großfürst Basilius und seine Frau Elena eine Wallfahrt nach Kirillow. Sie beteten den Heiligen um Gnade an, wünschten sich ein Kind, einen Erben, und machten dem Kloster eine reiche Spende von 1000 Rubel . Mit diesem Geld wurde gleichzeitig der Bau von zwei Kirchen begonnen - der Erzengel Gabriel Kirche in der Nähe von der Maria-Entschlafenskathedrale und der Johannes des Täufers Kirche mit dem Nebenaltar für den heiligen Kirill auf dem Hügel, wo einst Kirill und Ferapont gelebt hatten. Dieser Tempel auf dem Gipfel des Hügels und die 30 Jahre später errichtete Sergi Radoneschski Kirche wurden zum Kern des Kleinen Iwanow Klosters, wo alte kranke Mönche lebten.

Im Laufe von knapp zwei Jahrhunderten nach dem Ableben des Klostergründers verwandelte sich das kleine, in dichten Wäldern verlorene Kloster in eine prächtige Stadt, deren zahlreiche feinverzierte Türme, malerische Zwiebelkuppeln, das Mauerwerk und andere Bauten jeden Pilger faszinierten und in tiefe Bewunderung und Begeisterung versetzten.

Die stürmischen Ereignisse des Anfangs des XVII. Jahrhunderts konnte das Kloster aber auch nicht vermeiden. Nach der Befreiung Moskaus stürzten vereinzelte polnische und litauische Truppen in den Norden und verwüsteten unterwegs alle Städte. Am 20. August 1612 erschien der Feind am Kloster, aber das Erbeutete bestand nur aus Lebensmittelvorräten und Vieh. Am 5. und am 11. Dezember jenes Jahres schlug das Kloster alle gut organisierten Angriffe zurück, und durch einen Kanonenschuß wurde der Organisator der Belagerung Pan Pessezki getötet.

Die langjährige Belagerung und Verteidigung der Festung ist eine der heldenhaftesten Seiten nicht nur der Orts-, sondern auch der Heimatgeschichte. Historiker, die mit großem Elan den dramatischen Kampf um den russischen Thron verfolgten, können bis jetzt die Rolle und Bedeutung der Klosterverteidigung in der Rettung Russlands vor den polnisch-litauischen Interventen zur Geltung bringen.

Knapp 20 Jahre nach dem Krieg wurde die wirtschaftliche Kapazität des Klosters wiederhergestellt. Anfang der 30en Jahre war das Kloster schon imstande, Wiederaufbau und Reparaturarbeiten zu beginnen, und bereits 1643 wurde der Grundstein einem Neubau gelegt.

Die während der Kriege gegen polnische und schwedische Feinde gesammelten Erfahrungen, interne Unruhen, sowie der Wunsch des Zaren, sich dem Kloster für die Rettung seines Lieblingsbojaren Boris Iwanowitsch Morosow erkenntlich zu zeigen förderten den riesigen einmaligen Bau der neuen Klosterfestung in Kirillow. Der Zar Alexei Michailowitsch spendete für diesen Bau 45.000 Rubel. (Es sei zum Vergleich gesagt, dass 7 Rubel für den Bau der Kirche des heiligen Kirill in Wologda gezahlt wurde).

Wenn die Fachleute die technische Seite und Abwehrmöglichkeiten der Festung beschreiben, nennen sie Höhe, Breite, Mauerlänge, Durchmesser der Türme, Kampffähigkeit usw.

Es ist schon zur literarischen Schablone geworden, das Kirillo-Beloserski Kloster mit der Stadt Kitesсh, Märchen aus Stein, das aus der Wassertiefe emporragt, zu vergleichen. Dennoch jedes Mal, wenn man das wunderschöne Panorama des Klosters bei der Sonnenuntergangsruhe oder seine faszinierende Landschaft vor dem Hintergrund der bizarren weißen Wolken sieht, wird die Seele starr vor Begeisterung.

Von der Hauptstadt weit entfernt, mit hohen Mauern umgeben, wurde das Kloster Ende des XV. Jahrhunderts zum Verbannungsort. Viele bekannte Persönlichkeiten der russischen Geschichte waren dort in der Gefangenschaft. Den prominentesten Gefangenen erhielt das Kloster im Jahre 1676, als der sechste russische Patriarch Nikon nach der zehnjährigen Verbannung im Ferapontow Kloster ins Kirillo-Beloserski Kloster überführt wurde.

Wie aus dem Klosterregister hervorgeht lebten ca. 180 Mönche im Kirillo-Beloserski Kloster im Jahre 1601. Außer der Mönche gehörte zur Klosterfamilie eine erhebliche Anzahl von Novizen und weltlichen Menschen.

Anfang des XVII. Jahrhunderts wurde die Verwaltung von Klosterbauern und Ausübung aller Staatspflichten von weltlichen Menschen überwacht. Um das Kloster herum gab es Werkstätten, in denen Schmiede, Dreher, Schuster, Schneider, Holzschnitzer und andere Handwerker tätig waren. Aber die Gesamtbevölkerung des Klosters war bedeutend zahlreicher; weil dort viele Arme, Kranke und alte weltliche Menschen lebten und versorgt wurden.

Die bis zum XVII. Jahrhundert gesammelte große Klosterbibliothek erforderte die Einführung des Oberen Amtes des Kustoden. Diese Pflichten erfüllte ein Mönch mit der Priester- oder Diakonwürde.

Mitte des XVII. Jahrhunderts bestand die Bibliothek aus ca. 2000 Bücher. Erst im XVII. Jahrhundert begann man seltene Ausgaben und Manuskripte aus dem Kirillo-Beloserski Kloster auszuführen.

In den XVII. - XVIII. Jahrhunderten wurden Manuskripte nach Nowgorod, Moskau, Sankt-Petersburg und Kiew ausgeführt.

Die Einbuße der Wehrbedeutung des Klosters begann im Jahre 1701, als man die Waffe und die Munition aus dem Kloster ausführte.

Besonders schwer für das Kloster war das Jahr 1764, als die Zarin Katharina II. einen Erlass über das Personal der geistlichen Einrichtungen verabschiedete. Nur dank seiner Bekanntheit und dem ehemaligen Ruhm erhielt das Kloster Unterhaltungsgeld als ein erstrangiges Kloster. Natürlich reichte es aber für die Instandhaltung von verfallenden Gebäuden nicht aus. Im selben Jahr kam es zu einem neuen Brand, wodurch mehrere Gebäude beschädigt wurden.

Das Kloster verlor seine Böden, Fischfang- und Jagdreviere, und somit seine Hauptertragsquelle, deren Verlust sehr schwer zu ersetzen war.

Ende des XVIII. - Anfang des XIX. Jahrhunderts ist die Zeit der ersten Publikationen über die Geschichte des berühmten Klosters. Aber einen besonders wertvollen Beitrag zur Forschung der Geschichte und Architektur des Kirillo-Beloserski Klosters hat Akademiemitglied Nikolaj Konstantinowitsch Nikolski mit seiner Zweibandstudie "Kirillo-Beloserski Kloster und sein Aufbau bis zum zweiten Viertel des XVIII. Jahrhunderts" und "Über die Gründung des Klosters und seine Gebäude" geleistet.

Im XIX. Jahrhundert verbreiteten sich die Ideen über die Eröffnung von Museen der Kirchenaltertümer und über den Schutz von Kirchenreliquien vor Plünderung und Vernichtung.

Die Probleme der Aufbewahrung von Baudenkmälern waren im Kirillo-Beloserski Kloster sehr aktuell. Anderthalb Jahrhunderte lang hatte das Kloster keine Mittel für größere Restaurierungen. Die Festigkeit vieler Gebäude wurde durch die Schwankungen des Siwerski Sees gestört.

Im April 1918 begann die Nationalisierung des Kirchengutes im Kirillower Kreis, vor allem der Böden der Kirchen und Klöster, und danach auch des Kirchengutes.

Im Oktober 1924 beschlossen die örtlichen Behörden, das Kloster endgültig zu schließen und auf seinem Territorium ein Museum zu gründen. Nach der Zweckentfremdung des Klosters wurde die Bestandsaufnahme der Gegenstände, die Museumswert hatten, vorgenommen. Es wurde ein Direktor ernannt, dem diese Schätze übergeben worden waren.

Das Baukunstensemble des Klosters traf das traurige Los nicht, das den meisten Pfarrkirchen und späteren Klöstern zugeteilt wurde, sein Mauerwerk und die Kirchen wurden nicht zerstört. Es ist schon im Jahre 1918 gelungen, mit den Restaurierungsarbeiten zu beginnen.

Einen besonderen Beitrag zur Rettung des Kirillo-Beloserski Klosters wurde vom Architekten W.W. Danilow geleistet. Unter seiner Leitung wurden in den Vorkriegsjahren einige Wiederaufbauarbeiten durchgeführt. Erst in den 70en Jahren unseres Jahrhunderts begann man, das Generalprojekt der Restaurierung zu verwirklichen. Die ersten richtigen Wiederaufbauversuche im Kirillo-Beloserski Kloster hängen mit dem Namen von S.S. Podjapolski zusammen.

Im Jubiläumsjahr des Klosters 1997 wurde der Vertrag zwischen dem Museum und der Eparchienverwaltung der Stadt Wologda über die Übergabe des Territoriums des Kleinen Iwanow Klosters und zur Wiederaufnahme des Klosterlebens unterzeichnet. Damit wurde seine langjährige Zweckentfremdung beendet, und am 28. August, also nach der 70-jährigen Unterbrechung, wurde der Gottesdienst in der Kirche am Grab des heiligen Kirill Beloserski abgehalten.

Durch den Präsidentenerlass im Jahre 1998 wurden das Kirillo-Beloserski Kloster und das Ferapontow Kloster sowie das Museumsschutzgebiet ins Register der wertvollsten Objekte des kulturellen Erbes der Völker Russlands eingetragen.